Poppenhausen – Obereisenheim

Der Himmel sieht um acht Uhr morgens etwa gleich aus wie die Zukunftsaussichten der gastgewerblichen Abyssale in Poppenhausen: grau bis schwarz.
Ohne Morgenessen geht‘s los Richtung Main; ich hoffe, ich komme so um den Mittag an seinen Gestaden an und muss ihm dann nur noch folgen. Das wird eine Entlastung für das gekauften Telekom-Datenpaket darstellen: einfach dem Fluss entlang = kein Bedarf für Telefonfummelei.

Die Landschaft ist jetzt definitiv flach; ich habe die Rhön hinter mir gelassen. In der Ferne sehe ich zwei AKW-Kühltürme, die allerdings nicht dampfen; sind die wg. Energiewende in Deutschland schon abgestellt? Telefonfummelei bestätigt: 2015 abgestellt. So wird das natürlich nichts mit dem sparsamen Umgang mit dem Datenpaket, schelte ich mich. Nützt aber nichts; eine gewisse Internetabhängigkeit muss ich mir wohl eingestehen.

Es beginnt etwa nach eineinhalb Stunden zu regnen; endlich ein Grund, meine nicht mehr ganz neue, aber noch wenig genutzte, schön hellblaue Regenjacke anzuziehen; sie hält (wie die Frisur). Den farblich dazu passenden Regenschirm (schön zitronengelb, 130 Gramm, speziell für die Bedürfnisse von Wandererinnen und Wanderern entworfen und produziert) kann ich wegen Windböen nicht nutzen. Ich plange also weiter auf die Möglichkeit, ihn zu testen.
Nach etwa vier Stunden und dem Ablaufen von einigen verwirrenden Angaben auf der Karte (genauer gesagt: meiner verwirrten Interpretationen der Angaben auf der Karte) komme ich an den Main.


Und dann geht‘s pfeilgrade auf dem Damm bis zu einer Schleuse. Hier ein Bild für diejenige Leserin, die sich dafür interessiert.

Zwischen Garstadt und Wipfeld folgt eine sechs Kilometer lange Teerstrecke.

Zwar lärmen die Vögel vom benachbaren Naturschutzgebiet “Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Mainaue zwischen Grafenrheinfeld und Kitzingen“, was ganz schön ist. Leider ändert das nichts an der Tatsache, dass eineinhalb Stunden Teerstampfen für die Füsse keine grosse Freude ist. Das lassen sie mich auch dezidiert wissen.

In Wipfeld gibt‘s dann eine hübsche Fähre zu betrachten; sie transportiert Autos, Traktoren, Pferde und Velos vom einen Mainufer zum anderen. Die Überfahrt dauert geschätzt 45 Sekunden.

Offenbar ist der Betrieb einer Fähre günstiger als der Bau einer Brücke. Das wurde bestimmt in diesem schönen kleinen Rathaus ausgerechnet:

Ich habe jetzt die Wahl zwischen weiteren 3.8 Kilometer Teerweg dem Mainufer entlang oder 5.5 Kilometer Weg über den Hügel, der Wipfeld von Obereisenheim trennt. Ich entscheide mich für den Weg über den Hügel, in der Vermutung, die Wege über den Hügel seien nicht geteert. Wie meist habe ich recht: die Wege über den Hügel sind nicht geteert, sie sind betoniert.

Obereisenheim sieht von oben hübsch aus; Weinbau ist das dominierende Thema. Das Hotel ist soweit ok, dass ich entscheide, morgen Dienstag meinen Beinen und Füssen eine Pause zu gönnen. Dazu habe ich den Blog und andere Verbindlichkeiten; das gibt mir Grund, mein mobiles Büro ex- und intensiv zu nutzen. Es besteht aus dem iPad, einer kleinen externen Tastatur, einem Notizheft und dem Handy. Das Arbeiten ist etwas komplizierter als zuhause am Desktop, aber es funktioniert ordentlich.
Was mir allerdings fehlt: der e-Reader um abends oder in der Nacht etwas zu lesen. Ich habe ihn nicht eingepackt, weil ich es lächerlich fand, drei Monitore mit mir heruzuschleppen, aaaaaber die Erfahrung nach einer Woche zeigt, dass es sich gelohnt hätte.
Lieber Beat
Gratulation zu diesem Blog! Die Lektüre und das Bildligucken – inkl. Unterschriften – bereiten viel Spass.
Mit frommen Wünschen (fromm im Sinn von „hilft ja eh nix“) für viele asphalt- und betonfreie Kilometer
Lieber Raphael
Danke für Deine Zeilen. Damit hat sich meine Leserschaft schlagartig um 25% erhöht. Ich werde mich morgen mit der werbungtreibenden Industrie in Verbindung setzen und den Blog für die Bewerbung von Gütern und Dienstleistungen jeglicher Art anbieten. Dann werde ich reich und berühmt.
Was für Aussichten!
Einen schönen Abend,
Beat
Allerherzlichsten Dank für das schleusige Bild!
Es gab leider wirklich keine bessere Kameraposition. Aber das Häuschen fand ich schon recht beeindruckend. Und gestern habe ich auf dem Main ein Lastschiff gesehen, meine Güte. Etwa die Grösse von denen auf dem Rhein.
A presto