Obereisenheim
Das Hotelzimmer ist wirklich super: im zweiten Stock, im so gut wie autofreien Dorfkern, mit einem grossen Fenster und damit mit viel Licht.

Die Möblierung ist, nunja, Team 77 aus den 90er Jahren, also brachiales Massivholz.

Und das Fenster wird von zwei Vorhängen geziert! Fröhlich gelb/orange/rot gestreifte und weiss ornamental durchbrochene; das flasht in die Siebziger zurück, direkt ins elterliche Wohnzimmer. Andere werfen dazu LSD ein. (Obwohl das ja ein geheimer Wunsch von mir ist – sieht man dann wirklich die Noten von “A Great Gig in the Sky“ aus den Lautsprechern quellen? Erfahrungsberichte und Bezugsquellen gerne in die Kommentarfunktion unten).

Das Arbeiten mit meinem Minibüro funktioniert tatsächlich; iPad, kleine Bluetooth-Tastatur, Handy und Notizheft, dazu Google Drive und Whereby. Und natürlich die gespeicherten Log-ins für diverse Programme. Läuft.
Der Ruhetag ist auch super; unter anderem spüre ich wieder, dass ich meine Füsse nicht mehr spüre.

Obereisenheim ist ein unprätentiöses Weindorf; es gibt schöne Häuser und weniger schöne, und in jedem zweiten kann man Wein probieren und kaufen. Es scheint, dass die Menschen hauptsächlich hier im Dorf und ums Dorf arbeiten. Und die alten Männer sitzen auf Gartenmauern und kommentieren die vorüberradelnden und -gehenden Touristen. Wär‘s die Toskana oder die Provence, würde man‘s pittoresk nennen.

Und Dialekt ist wichtig, was mir sowieso gefällt.
Es gibt einen brandneuen Dorfladen, der auch ein Café ist, natürlich von Frauen gegründet und geführt. Erinnert mich an ähnliche Läden, die ich im Graubünden, im Tessin und im Wallis gesehen habe.
Ich habe da einen Amerikaner gegessen, das ist Fränkisch für Spitzbub.

Die Speisekarte im Hotelrestaurant ist kurz; es wird eigentlich genau das Hauptgericht variiert, der Rest bleibt gleich. Gestern war‘s Sauerbraten mit Knödel, heute Schweinebraten mit Knödel. Keine gute Gegend für Schweine.

Ich habe mich für das Cordon bleu entschieden; es war eine Grenzerfahrung, quasi das LSD unter den Menükartenstandards. Qualitativ in Ordnung, quantitativ überwältigend. Ich muss morgen mindestens zwölf Stunden auf Teerstrassen gehen, sagt mir eine innere Stimme. Ich versuche, nicht hinzuhören.

Morgen möchte ich nach Kitzingen gehen und habe im dortigen Hotel Deutsches Haus ein Zimmer reserviert. Sie haben mir eine Buchungsbestätigungsbestätigung geschickt. Bestätigt das die Richtigkeit der Namenswahl für das Hotel?