Öhringen – Murrhardt
Das Wetter ist heute kühl und grau, und der Teer, auf dem ich die ersten sechs Kilometer ablaufe, auch.

Ich habe mich für den Limes-Weg entschieden, weil ich mich auf schöne, grosse Infotafeln mit Grundrissen, Querschnitten, vielen Jahreszahlen und vor allem lebensgetreuen Illustrationen von Männern in Röckchen und Riemchensandaletten gefreut habe. Gar nichts davon: Der Limes-Weg läuft auf dem ehemaligen Limes, also der von den Römern abgeforsteten Schneise. Diese war ursprünglich als Patrouillenweg gedacht und wurde erst mit der Zeit mit Türmen und Mauern gesichert. Natürlich eine tolle Vorlage zum späteren Ausbau als Strasse.

Nach gut zehn Kilometern dann doch ein erste Zeichen: ein nachgebauter Wachtturm Immerhin.
Die Temperatur wäre fürs Wandern optimal, mit dem manchmal blasenden und manchmal nicht blasenden Wind schwanke ich den ganzen Tag zwischen Frieren und Schwitzen.
In Mainhardt komme ich an einem Haus mit einer ebenso rätselhaften wie auch farblich sehr schönen Bemalung vorbei. Vielleicht die Sternzeichen der beiden Erbauenden?

Nach Grab (so heisst das Dorf) sieht man deutlich, dass der Limes heute häufig eine Strasse ist: vorne Strasse im Umbau, hinten rekonstruierter Limes mit Steinturm und rekonstruierter Holzwand.

Und jetzt hat‘s auch Infotafeln, sogar mit gezeichneten Männchen, allerdings ohne Röckchen.

Dieser rekonstruierte Turm hat einen Steinkörper und ist mit einem grossen Vorhängeschloss zugesperrt. Vermutlich auch eine Rekonstruktion nach römischer Vorlage.

Später komme ich an einem eingezäunten Stück Garten vorbei; der Erbauer oder die Erbauerin hat sich offenbar von der römischen Vorlage inspirieren lassen.

Die Faltung des schwäbisch-fränkische Walds entspricht in etwa dem des schweizerischen Mittellands; der höchste Punkt heute liegt bei etwa 600 Metern. Es geht also den ganzen Tag ufe-n-und-abe.
Ich komme nach fünf Uhr in Murrhardt an; das Dorf liegt an der namensgebenden Murr und ist rundum von Hügeln umgeben. Das Hotel hat einen Siebiger-Jahre-Charme, und die Menükarte weist neben hier offenbar unabdingbaren Käsespätzle und ähnlichen Gerichten einige “modernere“ Vorschläge aus. Ich entscheide mich für den “Levante Bowl“. Die Schale sieht gut aus, und die Bestandteile sind gut und frisch, aber das Ganze ist lasch wie aus dem Wasser gezogene Aubergine – wenig Salz und Pfeffer, kein Knoblauch, kein Koriander, kein Kreuzkümmel. Eine mutlose Angelegenheit.
Morgen ist eine kürzere Etappe nach Welzheim geplant. Die Wetterprognose ist soweit ganz gut, allerdings auch wieder mit Wind. Die Windjacke bleibt also in der Aussentasche des Rucksacks.