Sonntag, 29. Mai 2022

Welzheim – Lorch (- Heidenheim an der Brenz)

Es regnet, und zwar kräftig, als ich aufwache. Glücklicherweise verziehen sich die Wolken bis ich gegen neun Uhr aufbreche. Die Idee, bis Lorch zu gehen und dann per Zug an einen Ort, an dem hoffentlich der Begriff Wanderweg etwas weniger mit Beton assoziiert wird als auf dem Limesweg, scheint mir nach wie vor ein guter Plan zu sein. Heidenheim an der Brenz also.

Zuerst gibt‘s aber noch eine kräftige Limes-Infusion: Im Hotel steht ein Legionär mit dem Wappen des Gasthofs auf dem Schild.

Man beachte die sorgfältig gearbeiteten Riemchensandaletten

Natürlich heisst das Gymnasium Limes-Gymnasium.

Um den Bindestrich hat man sich foutiert. Das sehe nicht gut aus, hat der Architekt argumentiert, und dem Deutschlehrer wurde nicht zugehört.

Weil der Name schon vergeben war, musste sich die Bürgfeld-Gemeinschaftsschule mit dem Schattenriss eines Legionärs begnügen.

Hier wurde dem Deutschlehrer zugehört. Man kann sich allerdings darüber streiten, ob es sich um ein Viertel- oder ein Halbgeviert handelt.

Nein, es bleibt nicht beim Schattenriss; um die Ecke steht die Statue, die die Vorlage für den Schattenriss ist. In beeindruckender Grösse.

Die Strassenlampe habe ich zum Grössenvergleich hingestellt. Auf die Riemchensandaletten wurde leider nicht geachtet.

Und nach einer Viertelstunde komme ich an das Welzheimer Ostkastell, inkl. nachgebautem Eingangsportal und Originalstatuen (armlos.)

Nicht nur die Arme fehlen, auch die Köpfe sind nicht da. Aber der männliche Gott in der Mitte trägt schöne Riemchensandaletten. Quand-même.

Nachher geht‘s nahtlos im gestrigen Stil weiter: gradeaus. Eine der Strassen, auf der ich länger gehe, heisst “Lange Linie“. Ha, ha.
Der Golf- und Landclub Haghof hat dem Publikum eine Sitzbank zur Erholung geschenkt. Ein schöne Geste.

Ich hab‘s nicht erfunden, sie haben es stolz auf die Plakette geschrieben

In der Zwischenzeit hat sich der Himmel zugezogen, und der Regenvorhang nähert sich.

Ohne Photoshop, ich schwör‘s

Ich beschliesse, eine Abkürzung zu nehmen und folge, trotz gestriger Erfahrung, einer dünnen Linie auf der Karte. Zwar verlaufe ich mich einige Male, aber grosso modo ist der ausgewählte Weg kürzer als der Limesweg. Auf Beton gehe ich fast gar nicht. Es beginnt allerdings zu regnen, und ich bin gut eine Dreiviertelstunde mit dem schönen gelben Schirm unterwegs.

Ein schöner Nebeneffekt des gelben Schirms ist die optimistische Lichtstimmung, die er verbreitet

Bis ich am Bahnhof Lorch bin, bin ich zwar nicht durchnässt, aber die Kleider sind durchgängig feucht. Eklig.

Ich hoffe, man kann erkennen, dass es grässlich schifft
Leider gab es keine bessere Position, diesen besonders hässlichen Kirchtum aufzunehmen. Mehr seitlich sieht er ein bisschen wie ein Teufel aus – zwei Hörner und ein dreckiges Grinsen.

Ich habe eine gute halbe Stunde Aufenthalt in Aalen. Ein Kaffee und eine Quarktasche wärmen etwas auf.

Ich dachte immer, das gelbe Ding heisse “dänischer Plunder“, aber die freundliche Dame hat auf „Quarktasche“ bestanden

Das Schlosshotel Heidenheim ist ein moderner Klotz, der auf dem Hügel steht, an dem der für morgen geplante Weg vorbeigeht. Das gibt mir einen seelischen Vorsprung am Morgen. Und es hat Sauna! Da es Sonntagnachmittag ist, bin ich fast der einzige Gast im Hotel und der einzige Gast in der Sauna.

Unten die Stadt, oben meine Füsse, auch wenn es auf dem Bild umgekehrt ist

Das Restaurant ist fast ebenso leer wie die Sauna. Es wird smooth irgendwas gespielt; sogar “The Captain of Her Heart“ wird nochmals weichgespült und kommt als Weichbrei aus den Lautsprechern.

Sonntagabende sind häufig leicht depressiv, und man fühlt sich einsam

Die Sauna hat mich hoffentlich gut entmüdet (schönes Wort), weil: morgen sind 30 km bis Langenau auf dem Plan – bei besserem Wetter.

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