Mittwoch, 18. Mai 2022

Bad Hersfeld – Steinbach

Der Morgen war grau und manchmal schien es mir, es tröpfle leicht. Schon kurz nach dem Aufbruch bin ich an einem Edeka vorbeigekommen und habe mich mit Mittagsproviant ausgerüstet. Und das mittwochmorgendliche Gespräch mit Maggie über meine neue deutsche Telefonnummer (+49 1515 990 02 24) geführt. Die Karte berechtigt mich zum Download von 5 GB, und nach 24 Stunden habe ich 300 MB verbraucht. Das wird also nicht ewig halten.

Nach gut zwei Stunden hat sich dann der Stoppelsberg in der Ferne aufgetürmt; der erste Höhepunkt meines Ausflugs in die hessische Provinz.

Das ist er nun

Über Holzheim bin ich nach Neukirch gekommen und bin dort, ohne es zu planen, am ersten Fabrikationsgebäude von Konrad Zuse vorbeigekommen.

Sieht nach nix aus

Bad Hersfeld war voll von Konrad Zuse: ein Denkmal, eine Grundschule, ein Innovationspark, und überhaupt überall Zuses. He‘s big in Bad Hersfeld, um es mit Alphaville zu sagen. Neukirch hält sich diesbezüglich zurück; eine Raiffeisenstrasse gibt es, eine Konrad-Zuse-Strasse habe ich nicht gesehen. Dafür eine wunderschöne Kirche, die in mir die schöne Gewissheit geschenkt hat, dass es nicht nur in der Deutschschweiz unglaublich hässliche Kirchen gibt.

Erinnert mich ürntwie an ein Lego-Haus

Es wäre vielleicht ein schönes Thema für eine Abschlussarbeit in Architektur (oder Soziologie?): Weshalb sind moderne Kirchen so hässlich? Immerhin kenne ich jetzt Beispiele in Neukirch (HE), Mümliswil (SO) und Crocetto del Montello (TV). Es muss sich um länderübergreifendes Problem handeln.

Mittlerweile hat sich das Wetter aufgeklart, und ich hatte auf dem Stoppelsberg eine wunderbare Aussicht auf die sieben Kegel und die dahinter dräuende Rhön.

Das ist der Stoppelsberg von der anderen Seite. Zwischenzeitlich war ich oben. Es hat eine Burgruine.
Der Stoppelsberg ist die Kugel, und das da sind die Kegel.
Das ist Oberstoppel, am Fuss des Stoppelsbergs
Das sind praktisch keine Stoppeln, an meinem Kinn

Der restliche Weg nach Steinbach war dann langweilig zu gehen, aber optisch sehr schön: nur Wald, Äcker, Bäume, Hügel, die Dörfer verstreut und voneinander abgegrenzt. Es ist viel Platz.

Nach den beiden enttäuschenden gastronomischen Erfahrungen in den Jugendherbergen und dank eines trotz Mittagszeit geöffneten Lebensmitteleinzelhändlers in Neukirch habe mich für heute Abend mit Picknick eingedeckt.

Landjäger, Käse und Brot. Da macht man nichts falsch mit.

Und nach den beiden Nächten auf den Schmalspurmatratzen freue ich mich auf das 90 cm breite Bett.

Eine Randnotiz zum Thema Digitalisierung: Hier die Ankündigung beim Haupteingang des besten (und nach meiner Wahrnehmung einzigen) Gasthofs am Platz. Und in meiner Pension (Untere Mühle) kann man entweder bar oder mit “Euroscheckkarte“ bezahlen.

Morgen geht‘s weiter nach Hofbieber oder so. Mal schauen, was das Wetter sagt. Das ist das Ende der Berichterstattung über den Konrad-Zuse-Gedenkmarsch; morgen wenden wir uns dem Thema “Das Rhönrad und seine Verbindung zum gleichnamigen Gebirge“ zu.